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Die Abreise der Freiwilligen aus Perú

Die Corona-Krise wirkte sich auch auf unsere Freiwilligenhelfer in Perú aus. Sie mussten ihren Freiwilligendienst abbrechen - zu ihrem eigenen Schutz und dem der Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter. Alle sind mittlerweile gesund nach Deutschland zurückgekehrt. Wie sie ihre letzten Tage im Kinderdorf erlebten und wie ihre Heimreise im Rahmen der Rückholaktion des Auswärtigen Amtes verlief, berichtet uns Katharina.


Wann wurde euch klar, dass sich die Corona-Krise auch auf euren Einsatz im „Westfalia Kinderdorf“ auswirken wird?

Celia, Emma und Katharina waren jeweils bis zum Freitag, den 13. März, auf Reisen. Zu dieser Zeit gab es nur eine Handvoll bestätigter Corona-Fälle in Peru, weshalb wir nur China, Italien und Deutschland im Blick hatten. Während sie im Bus zurück nach Lima saßen, kam die Meldung, dass ab Dienstag, den 17. März, ein 30-tägiger Flugverkehrstopp von und aus Asien und Europa gelten wird. Von da an war klar, dass die Besuche, die einige von uns erwarteten, ins Wasser fallen werden. Während Maya nun versuchte noch einen Flieger zu bekommen, sahen die anderen Freiwilligen noch keine Einschränkungen für sich innerhalb Perus. Das änderte sich, als am Sonntag, den 15. März, der peruanische Präsident eine am darauf folgenden Montag beginnende, 15-tägige Ausgangssperre verkündete. Daraufhin überschlugen sich die Ereignisse.


Wann wart ihr euch darüber im Klaren, dass ihr euren Freiwilligendienst abbrechen müsst?

Schon am Montagvormittag sickerte die Nachricht durch, dass alle Weltwärts-Freiwilligen ihr Freiwilliges Soziales Jahr abbrechen müssen. Einige Stunden später kam es dann zur Kontaktaufnahme mit dem IVWK, der sich gemeinsam mit dem Freiwilligenbeirat über das weitere Vorgehen beriet. Aufgrund der ungewissen Entwicklung der gesellschaftlichen Situation in Peru in den kommenden Wochen und aufgrund der Ungewissheit über die Dauer der Einschränkungen im öffentlichen Leben, erschien ein Abbruch des Freiwilligendienstes und eine baldige Abreise nach Deutschland sinnvoll. Wie eine Rückkehr nach Deutschland stattfinden sollte, war jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Wie gesagt, die Ereignisse überschlugen sich täglich, wenn nicht sogar stündlich. So hatten wir schon am darauffolgenden Tag die Antwort auf diese Frage, als Bundesaußenminister Maas eine groß angelegt Rückholaktion für deutsche Touristen im Ausland ankündigte. Am Mittwochabend kündigte Tío Hibo an, dass auch wir IVWK Freiwilligen am Donnerstag oder Freitag das Aldea verlassen müssten. Ziel war es, auch uns zu der Kontaktperson der Weltwärts-Freiwilligen nach Lima und somit näher an den Flughafen zu bringen. Da der peruanische Präsident jedoch am Mittwoch den Gebrauch von privaten Verkehrsmitteln verboten hatte und die Straße nach Lima ohnehin gesperrt war, benötigten wir eine polizeiliche Erlaubnis, um das Kinderdorf nach Lima verlassen zu dürfen. Diese wurde uns am Donnerstagmorgen gegeben.


Wie habt ihr den Abschied vom Kinderdorf erlebt?

Nachdem Tío Hibo für uns die schriftliche Erlaubnis nach Lima zu fahren, bei der Polizei eingeholt hatte, hieß es in zwei Stunden die Koffer zu packen, das Casa Comunal zu putzen und sich zu verabschieden. Einige von uns gaben den Kindern Heftchen, in die sie uns ein paar Worte hineinschreiben oder ein Bild malen konnten. Im Haus beim Mittagessen verstanden noch immer nicht alle, dass wir jetzt tatsächlich gehen werden. Der Abschied war im Allgemeinen überstürzt und fiel uns allen sehr schwer. Der Freiwilligendienst fühlt sich für uns alle unabgeschlossenen an, weil wir regelrecht aus dem Kinderdorf gerissen wurden. Wir weinten fast alle und auch bei vielen Kinderdorfkindern flossen die Tränen.


Wie verlief die Fahrt nach Lima?

Nun ging es zu der Kontaktperson der Weltwärts-Freiwilligen in Lima. Auf dem Weg dorthin begegnete uns kaum ein Auto. Durch die Medienberichte über den Ausbruch des Virus in Europa schienen einige Taxifahrer von dem Vorurteil überzeugt zu sein, dass alle „Weißen“ das Virus in sich trügen. So fuhren einige Taxen an uns vorbei, bis eines anhielt und uns mitnahm. In Lima passierten wir erst eine Polizeikontrolle und später noch eine Militärkontrolle. Beide Male wurden der Taxifahrer und wir überprüft. Ab Donnerstagnachmittag waren wir dann bei Jürgen Heppe.


Wie verbrachtet Ihr eure Zeit in Lima?

Die ersten Rückhol-Maschinen bekamen keine Landeerlaubnis. Dienstag oder Mittwoch erreichte uns dann die Nachricht, dass Lufthansa für Donnerstag und Freitag (26./27.März) je eine Maschine schicke. Zu diesen Flügen kam es dann tatsächlich. Die Weltwärts-Freiwilligen wurden bereits am Mittwoch angerufen und konnten schon am Donnerstag mitfliegen. Für uns anderen hieß es abwarten und hoffen, dass wir am Freitag mitfliegen können. An sich befanden wir uns in einer privilegierten Lage. Wir hatten im Haus der Weltwärts-Kontaktperson zu zweit je ein Zimmer und somit Rückzugsorte und wir durften uns im Haus frei bewegen. Er hatte einen Garten, der sich auf zwei Hausseiten erstreckte und den wir für Sport und zum Essen nutzten. Das einzig nervige war die Ungewissheit, wann wir fliegen werden. Da unser Freiwilligendienst eh zu Ende war, hofften wir auf eine baldige Ausreise, auch wenn sich Personen in Deutschland mittlerweile nur noch zu zweit treffen durften und soziale Kontakte vermieden werden sollten. Rosige Aussichten waren das somit auch nicht.


Am Donnerstagnachmittag erreichte uns dann eine Mail des Auswärtigen Amtes, die das bestätigte, was uns unsere Mitfreiwilligen bereits erzählt hatten: Die Maschine des Donnerstagfluges war nicht voll besetzt. Grund hierfür war, dass einige der Angerufenen spontan doch nicht nach Deutschland zurückkehren wollten und das Auswärtige Amt keine Zeit mehr hatte, weitere Personen anzurufen. Wir waren davon sehr genervt, da wir ausreisen wollten und auch spontan abflugbereit gewesen wären. Wir erinnerten uns aber, dass wir von den Weltwärts-Freiwilligen einen privaten Kontakt der deutschen Botschaft in Lima hatten. Wir riefen sie an und sie sagte, dass sie uns auf die Passagierliste für den Flug am Freitag, den 3.April, setze. Der Flug für den darauffolgenden Tag sei schon besetzt. Kurz darauf bat sie uns doch, ihr sofort unsere Daten per WhatsApp zu schicken. Eine halbe Stunde später schrieb sie, dass sie uns noch auf die Passagierliste setzen konnte. Somit ging es doch am Freitag, den 27. März, für uns zurück nach Deutschland und nicht erst eine Woche später.


Wie verlief eure Abreise aus Lima?

Da die peruanische Regierung den Zivilflughafen geschlossen hatte, musste der Flug über den militärischen Teil des Flughafens abgewickelt werden. Da es dort keine Sicherheitskontrollen gibt, wurde die Gepäckaufgabe am Deutschen Country Club in Lima abgewickelt. Als wir dort eine halbe Stunde zu spät um halb sieben ankamen, erstreckte sich die Schlange schon um das Gebäude herum. Dass wir fast die letzten in der ganzen Reihe waren, erwies sich später noch als Vorteil. In der Schlange wartend, spielten wir „Wer bin ich?“ mit der Gruppe vor uns. Nach dem wir zwei Stunden angestanden hatten, wurden unsere Passdaten kontrolliert und die Koffer gewogen. Danach ging es mit Bussen, in deren hinteren Teil die Koffer geladen wurden, zum militärischen Teil des Flughafens. Dort wurden die Koffer mit Drogenspürhunden überprüft und wir bekamen unsere Bordkarten. Das Handgepäck blieb unkontrolliert. Unsere Verspätung am Morgen sollte sich wie gesagt noch auszahlen. Unsere Sitzplätze lagen in der Businessclass! Nach dem Flug konnten wir sehr gut nachvollziehen, warum manch einer so viel Geld für einen Flug ausgibt. In Frankfurt angekommen holten wir unser Gepäck, begrüßten unsere Eltern und verabschiedeten uns.


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