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Día de la madre


Blumenstrauß, Dankesbrief, liebevolle Umarmung. Der deutsche Muttertag ist in der Regel eine sanfte Angelegenheit. Die Mutter soll sich wertgeschätzt fühlen, sie soll sich entspannen... ...Westfalia Kinderdorf, der Abend vor dem großen Tag. Während die Meisten schon zu Bett gehen oder noch den ein oder anderen Film zu Ende schauen, brennt im Gemeinschaftsraum noch Licht, man hört Stimmen, Musik erfüllt den sonst ruhigen Freitagabend. In einem Raum werden Geschenke verpackt, im nächsten die letzten Kekse dekoriert, im letzten Salsa getanzt. Zwischendurch sieht man mich immer wieder gehetzt durch die Dunkelheit rennen. Das Internet spinnt, dann muss es eben am nächsten Tag mit der Musik weitergehen. Am liebsten würden die Kinder um Vier Uhr morgens beginnen. Nicht mit mir! Kurz nach dem Frühstück geht es dann schlussendlich weiter. Alle sind in Bewegung, keiner steht still, denn hier im Kinderdorf bedeutet Muttertag Show!

Die Zwiebeln für das Mittagessen sind noch nicht ganz zu Ende geschnitten, dann geht es schon los. Ich wische mir die letzten Tränen aus dem Gesicht, setze mich zu den übrigen Zuschauern und darf eine Darbietung bewundern, die ihresgleichen sucht. Okay, ich will nicht übertreiben, manch ein Mädchen bedeckt sich bühnenscheu das Gesicht, manch ein Junge will und kann manchmal ehrlich gesagt auch einfach nicht tanzen. Aber das spielt hier keine Rolle, das tut dem Spaß nicht im geringsten einen Abbruch. Als ich dazukomme, stellen mehrere Gruppen gerade die Musikgeschichte dar, zu sehen sind unter anderem um ein imaginäres Feuer tanzende Urmenschen oder Elvis Presley plus Band. Zwischendurch wird immer wieder gesungen, mal solo mit Gitarre, mal im Ensemble, ein kleines Gedicht darf natürlich auch nicht fehlen. Die gemeinsame Xylophon- und insbesondere die obligatorische Panflötenaufführung sind ungewohnt synchron und wohlklingend, so kriegt das bei uns keiner hin! Vorträge über die Geschichte des Muttertags und über die Bedeutung der Mutter runden das ohnehin schon einmalige Erlebnis ab und verleihen dem Event Bedeutung.

Anschließend gibt es noch eine große Torte und Geschenke für die beiden Geburtstagskinder und Leiter des Kinderdorfes, Tío Hibo und Tía Liz. Dann dürfen die Tías neben einem vom Kinderdorf gestifteten Korb mit allerlei nützlichen Alltagsutensilien bemalte Holzschachteln sowie kleine Gaben, die wir Freiwilligen zuvor mit den Aldea Soles (*) der Kinder gekauft haben, auspacken. Zum Abschluss gibt es von uns Freiwilligen für jede Tía eine Rose.

Nach diesem ganzen Trubel ist erst einmal Siesta angesagt. Gut, dass der Muttertag einen Tag vorgezogen wurde... Dass er gefeiert wird, war zu erwarten, die tatsächliche Bedeutung dieses Feiertages kann man aber nicht erahnen, sondern muss sie selber spüren.


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