Am día del trabajador (Tag des Arbeiters), dem 01. Mai diesen Jahres, haben wir ein großes Festessen für das ganze Kinderdorf zubereitet. Doch fürs Gemüse schnibbeln und Vorbereiten kamen wir nicht wie gewohnt in unserer Großküche zusammen – nein, dieses Mal sah alles etwas anders aus als sonst. Früh morgens wurde ein riesiges Loch in den Boden geschlagen und ein beachtliches Feuer darin erhitzt.
„Wofür das Ganze?“ wer sich das anfangs fragte, wurde schnell aufgeklärt. Zum ersten Mal seit einigen Jahren zelebrierte das Kinderdorf wieder gemeinsam das Ritual der „Pachamama“, was als etwas ganz Besonderes der peruanischen Kultur gilt.
Pachamama bezeichnet die Mutter Erde, die einem alle wichtigen Grundlagen des Lebens zum Beispiel in Form von Nahrung (Kartoffeln, die im Boden wachsen) schenkt. Sie ermöglicht uns aber nicht nur das gute Leben, sondern beschützt uns mithilfe ihrer übermächtigen Kräfte Tag für Tag. Daher möchte man sie durch die Zubereitung einer exklusiven Speise in ihrem Boden ehren und ihr danken.
Tatsächlich geschah das genau so: wir schütteten mit vereinten Kräften zunächst kiloweise Kartoffeln und Gemüse in die tiefe Kuhle. Bedeckt wurden diese mit Dutzenden heißen Steinen, die das Ganze dann, begraben unter einem riesigem Haufen Erde, circa eine Stunde kochen würden.
Doch klar – natürlich darf bei einem solchen Event auch das Fleisch nicht fehlen. Daher wurde zu diesem besonderen Anlass extra ein Hammel aus eigener Haltung geschlachtet und vier große Truthähne befüllt. Ein richtiges Festmahl!
Bald trudelten auch diverse ehemalige Kinderdorfkinder ein und halfen uns dabei, die inzwischen gegarten Zutaten aus der Erde hervorzuholen und auf fast einhundert Teller zu verteilen.
Es war für jeden wirklich mehr als genug da, sodass eine außergewöhnliche Situation zu beobachten war: kein Streit, kein „me invitas?“ (gibst du mir etwas ab?) unter den Kindern. Einfach nur eine große Familie friedlich am Speisen inmitten der Natur.
Viele weitere Stunden vergingen, in denen alle sehr zufrieden draußen im Park zusammen saßen und den freien Nachmittag genossen.
Perfekt abgerundet wurde dieser Tag dann mit einem Fußballmatch: tíos sowie ehemalige und auch erst kürzlich erst dazugekommene Kinder spielten gegeneinander. So lange, bis schließlich sogar die Sonne untergegangen war, ohne dass sie es überhaupt bemerkt hatten.