Am 14. März 2016 hat hier im Kinderdorf das neue Schuljahr angefangen und somit zieht der Alltag wieder ein.
Drei unserer Kinder wurden neu eingeschult, weswegen die Aufregung noch größer war und die neuen Schuluniformen wurden schon eine Woche vorher stolz präsentiert. Eigentlich gibt es die Tradition der Schultüte hier nicht, dafür aber genug Freiwillige, die viel Freude daran hatten. Für unsere drei Schulanfänger trotzdem eine zu basteln. So haben sich unsere supernervöse Xiomara mit Winnie Pooh, Diego mit Spiderman und Ricardo mit einem Roboter auf den etwa 15 minütigen Schulweg gemacht.
Im Gegensatz zu dem deutschen Schulsystem mit der vierstufigen Grundschule beginnt man hier in Peru in der sechs Klassenstufen großen Primaria. Wird der Abschluss der Primaria geschafft, geht es auf die weiterführende Schule, die Secundaria, mit insgesamt 5 Klassestufen. Der dort zu erlangende, endgültige Abschluss ist die nötige Voraussetzung für den Aufnahmetest an der Universität oder für eine Ausbildung. Eine Unterteilung in verschiedene weiterführende Schule, wie es in Deutschland der Fall ist, gibt es in Peru also nicht. Dennoch sind auch hier die weiterführenden Schulen sehr unterschiedlich, meistens aufgrund der finanziellen Lage der Schule. Unterschieden werden staatliche und private Schulen, letztere haben häufig höhere Schulgebühren und dementsprechend auch mehr Möglichkeiten den Unterricht zu gestalten.
Unsere Kinder gehen direkt in Cieneguilla auf die Huayacan 4096 Primaria, bzw. auf die Victor Raul Secundaria, zu denen sie hinlaufen können. Ein normaler Schultag beginnt zwischen fünf und halb sechs, die Kinder werden von den Tios (Hauseltern) geweckt und beginnen mit ihrer Limpieza (jedes Kind hat einen zugeteilten Bereich im Haus, den es sauber halten soll). Danach wird schnell die Schuluniform angezogen, die Schuhe werden geputzt und auf geht es an den Frühstückstisch. Zum Desayuno gibt es 2 leckere, selbstgebackene Brötchen und Milch, die flüssigem Haferschleim gleicht. Mit hoffentlich am Vorabend gepackten Rucksäcken wird más o menos um sieben Uhr das Haus verlassen und alle Schulkinder versammeln sich vor dem Haupthaus. Bevor sich die Kinder endgültig auf den Schulweg begeben, wird gezählt, ob alle da sind und eine Lonchera (Pausenbrot) verteilt.
An beiden Schulen beginnt der Unterricht um acht und gelehrt werden Fächer wie Mathematik, Kommunikation, Naturwissenschaften und Umwelt, Sozialwesen (welches vor allem die Geschichte Perus und Politik beinhaltet), Religion und ab der Secundaria auch Englisch. Der Schultag endet für die Primaria um ein Uhr und für die Secundaria um halb drei, bzw drei Uhr nachmittags. Während das Mittagessen zur Secundaria gebracht wird, essen die Voluntarios gemeinsam mit den Kindern aus der Primaria mittags im Haus. Nach rund einer Stunde Mittagspause wird dann um 3 Uhr in die Nachmittagstalleres gestartet, in denen die Kinder, nach Klassenstufen aufgeteilt, bei verschiedenen Tias und Voluntarios ihre Hausaufgaben erledigen.
Peruanische Kinder beweisen auch wirklich langen Atmen, denn zwar dauern die Sommerferien hier 3 Monate, aber dafür gibt es nicht viele freie Tage im Rest des Jahres. Deswegen ist das Wochende umso wichtiger. Neben den Kinderdorfpflichten wie die Liempieza oder die Garten-, Bastel-, oder Tierpflegetalleres bleibt hier viel Zeit um zu spielen oder sich zu erholen, bevor es Montag erneut zur Schule geht.